Der Stuhl des Architekten - Sitzmöbel von Egon Eiermann

Der Stuhl des Architekten. Eine Ausstellung der Sitzmöbel von Egon Eiermann.

Egon Eiermann ist unzweifelhaft eine der zentralen Figuren des Bauens der Nachkriegszeit. Mit Schlüsselwerken wie dem Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel 1958, dem Wiederaufbau der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, der Deutschen Botschaft in Washington oder den Olivetti-Türmen in Frankfurt schuf er Inkunabeln der bundesdeutschen Architektur. Leichtigkeit und Transparenz, Umgangs- oder Wabenfassaden sowie eine besondere Gestaltqualität bis ins kleinste Detail zeichnen seine Bauten aus. Eiermann richtete seine Aufmerksamkeit immer auch auf die Ausstattung seiner Werke. Vor allem der Gestaltung von Sitzmöbeln widmete er sich mit einer an Besessenheit grenzenden Hingabe. Schon für seine frühen Wohnhäuser und Wohnungsumbauten der dreißiger Jahre entstanden erste Stuhl- und Sesseltypen, die noch rein handwerklich als Einzelstücke angefertigt wurden. In der Wiederaufbauzeit rückten seit 1948 industriell produzierte Serienmöbel in den Mittelpunkt seines Interesses. Ungemein produktiv wirkte sich dabei seine Zusammenarbeit mit der Firma Wilde+Spieth aus. Erstaunlich ist Eiermanns vielfältige Materialverwendung: Stahlrohr, Formsperrholz und Kunststoff bezeugen seine Experimentierlust mit Neuem. Gleichzeitig scheute er sich nicht, auch traditionelle Techniken wie Korbflechtwerk, Gurtbespannung oder Polster für seine Zwecke einzusetzen. Bezeichnend für seinen Hang zur Perfektion schuf Eiermann immer wieder Varianten der einmal gefundenen Typen.

Die von Dr. Gerhard Kabierske kuratierte Ausstellung (14. Januar bis 9. Februar 2018) präsentiert eine Auswahl von Eiermanns Sitzmöbeln wie Skizzen, Planzeichnungen, historische Fotos und zeitgenössische Druckschriften aus den Beständen des Archivs, das den Nachlass des Architekten bewahrt.

Eine Projekt in Kooperation zwischen dem Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau (saai) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem UAA Ungers Archiv für Architekturwissenschaft 

Fotos: Heidrun Hertel.